Die Weihnachtskrippe

Die Weihnachtskrippe in der Kirche ist sehr sehenswert. Auch in der vergangenen Weihnachtszeit war sie von vielen Menschen besucht. Zu sehen ist sie in jedem Jahr von Weihnachten bis Ende Januar.

Weiterführende Informationen:

Die Weihnachtskrippe von Holtum

Der Wunsch nach einer eigenen Krippe für die Holtumer Kirche kam vermutlich in der Weihnachtszeit 1921 auf. Seit gut acht Monaten wurden in der Kirche wöchentlich Sonntagsgottesdienste abgehalten und  nun fehlte bei der Weihnachtsmesse eine angemessene Darstellung der Geburt Christi. Schon ein Jahr später, Weihnachten 1922, hatte der Josefsverein diesen Mangel behoben und eine große Krippe angeschafft.

Bei der Krippe, die vom damaligen Vorsitzenden Franz Stahlhoff und dem amtierenden Vikar Kahmen ausgesucht wurde, handelte es sich, wie in der Inventarliste von 1926 nachzulesen ist, um eine „vollständige Krippengarnitur“.

Zu ihr gehörten vermutlich 21 Figuren, ein Krippenstall, ein Vorhang, ein Unterbau und eine elektrische Beleuchtung.

Folgende Figuren wurden gekauft:

– eine Hl. Familie,

– Ochs und Esel,

– ein Engel,

– vier Hirten, eine Hirtenfrau, ein Kind

– drei Könige

– fünf Schafe

– ein Hirtenhund

Die Figuren sind aus Gips gegossen und haben eine Größe von bis zu 70 cm.

Die eingegossenen Jahreszahlen weisen auf die Zeit um die Jahrhundertwende, 1893 bis 1906. Sie können jedoch nicht zur genauen Altersbestimmung dienen, denn sie geben nur die Herstellungsjahre der Formen an, nicht das Gussjahr.

Seit den 60er Jahren wurden Gipsfiguren dieser Art oft geringgeschätzt, da sie keine Unikate sind, wie z.B. handgeschnitzte Figuren, sondern, bedingt durch das Gießverfahren, aus Serienproduktion stammen. Dabei beachtete man jedoch nicht, dass die Figuren durch die aufwendige Bemalung zu einzigartigen Kunstwerken wurden.

Die Figuren lieferte die Werkstatt Schröder in Recklinghausen.

Den Stall baute vermutlich ehrenamtlich Herr Casper Stemann. Darauf weist ein Vermerk im Rechnungsbuch des Josefsvereins hin:

 „24.12.1922 / Rechnung Fritz Koerdt, Holtum: 1 Pfund Tabak als Geschenk für Herrn Casp. Stemann für Anfertigen der Krippe: 2000,00 Mark.“

Die elektrische Beleuchtung legte Wilhelm Krampe aus Werl an.

Zur Finanzierung der Krippe wurde ein „Krippenfonds“ eingerichtet. Zweckgebundene Spenden und wohl auch der Erlös der Sternsingeraktion vom Januar 1922 wurden hier eingezahlt. Am 8.12.22 waren 5766,00 Mark zusammengekommen, angesichts der einsetzenden Geldentwertung allerdings ein Betrag, der die zu erwartenden Kosten bei weitem nicht deckte. Durch eine bemerkenswerte Spende eines anonymen Stifters erhöhte sich der Betrag an diesem Tag um 20000 Mark.

In der Vorstandssitzung des Josefsvereins vom 9.12.22 beschlossen die Mitglieder zur Beschaffung weiteren Geldes, bei allen Bauern im Dorf eine „Strohkollekte“ durchzuführen. Diese Idee wurde bereits zwei Tage später in die Tat umgesetzt und erbrachte für die Anschaffung der Krippe 53 Ctr. und 9 Pfund Stroh im Wert von 344565,00 Mark, außerdem 1100 Mark in „Baar“.

Die Kosten der Krippe teilten sich folgendermaßen auf:

– Herr Schröder in Recklinghausen erhielt für die Krippenfiguren und einen Vorhang 38000 Mark und 5 Ctr. Weizen entsprechend einem Tagespreis von 75500 Mark.

– Herr A. Vogelsang aus Werl lieferte „Krippenmaterial“ im Wert von 67367,00 Mark.

– Herr Mth. Schmidt aus Büderich stellte 55188,00 Mark in Rechnung für „Krippenmaterial und Arbeitslohn“.

– An Wilhelm Krampe wurden für die elektrische Beleuchtung 4630 Mark gezahlt.

– Herr Stemann erhielt das obengenannte Geschenk für 2000,00 Mark.

Die hohe Spendenbereitschaft, durch die die Finanzierung gesichert war, weist darauf hin, dass für die Holtumer Bevölkerung der Besitz einer eigenen Kirchenkrippe von hoher Bedeutung war. Noch 1926 klingt die Erinnerung an diese bedeutende Spendenaktion nach, wenn der Schriftführer bei der Aufstellung des Kircheninventars den Besitz der „vollständigen Krippe“ mit dem Zusatz versieht: „…durch milde Gaben von den Eingesessenen“.

Diese Krippe wurde bis 1977 in der Kirche zur Weihnachtszeit aufgestellt. Während des Jahres waren die  Figuren in einem Sakristeischrank untergebracht. Krippenstall und anderes Krippenmaterial lagerten von Anfang an in der Schule.

50 Jahre nach der Anschaffung bestimmten nicht mehr künstlerische Schönheit, sondern gebrochene Arme und Nasen, abgestoßene Ecken und Kanten und starke Verschmutzung der Farbfassung das Bild der Krippe. Man erzählt sich, es sei ein Kunststück gewesen, die Figuren so aufzustellen, dass die größten Beschädigungen die weihnachtliche Erbauung der Betrachter nicht zu sehr störten.

Die gerade gegründete KJG erkannte den Handlungsbedarf. Sie stellte sich die Aufgabe eine neue Krippe für die Kirche anzuschaffen. Das Geld erarbeiteten Kinder und Leiter durch den Verkauf von Bastelarbeiten und anderen Aktionen. Auch die Sternsinger stifteten den Erlös ihrer Aktion zugunsten der Krippe.

1978 war genug Geld vorhanden. Die Kinder der KJG fuhren zusammen mit ihren Leitern und einigen Mitgliedern des Josefsvereins zur Krippenausstellung nach Telgte. Den Wünschen und Vorstellungen der Kinder entsprechend wurde eine Krippe ausgewählt und erworben. Die Entscheidung fiel auf 15 Figuren, einen Stall und einen Bethlehemstern.

Seitdem die neue Krippe in der Kirche aufgestellt wurde, verlor die alte gänzlich an Bedeutung. 1979 wurde sie veräußert an einen Werler Theologiestudenten, der sie seinerseits an das Domkapitel in Paderborn weiterverkaufte. Den Gewinn, den er aus diesem Handel erzielte, stiftete er 1982 für die Finanzierung der Kreuzglocke in der Werler Propsteikirche.

In Paderborn hatte man den Wert und die kunsthistorische Bedeutung der Holtumer Krippe sofort erkannt. Die Figuren wurden mit hohem Aufwand restauriert und fanden Aufstellung im Dom. Viele tausend Besucher erfreuten sich an ihnen.

1995 wurde dem Dom eine neue Krippe gestiftet.

Im Gespräch mit Herrn Dompropst Hentze stellte sich heraus, dass für die alte Krippe bisher keine weitere Verwendung geplant war. Die Bitte des Josefsvereins um Rückführung  nach Holtum wurde in der Sitzung des Domkapitels am 11.2.99 positiv entschieden.

Die Holtumer Kirche erhielt die Krippe zum 100jährigen Jubiläum als Geschenk zurück. Seitdem wird sie in jedem Jahr wieder aufgebaut.

Im Sommer 2019 wurden die Figuren erneut restauriert durch die Werler Restauratorin Monika Voss-Raker. Sie wurden gereingt, abgestoßene Stellen wurden ergänzt und mit Farbe verschlossen. So bleibt die Krippe für viele weitere Jahre der Kirche erhalten.

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